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Umbau zum Wohnmobil Beim Kauf befand sich in der 155 cm hohen Funkerkabine: - eine Sitzbank an der Seite der Fahrerkabine - eine über der Sitzbank angebrachte, klappbar Liege - eine Dieselheizung, die in der Sitzbank versteckt war - ein Lüfter - ein kleines Seitenfenster - Schienen an den Wänden - ein Notausstieg im Dach - zwei verschließbare Öffnungen nach außen Der Boden war mit schon stark gebrauchtem, grünem Linoleum ausgelegt und die Wände zeigten die Spuren so einiger in der Kabine gerauchten Zigaretten. Das war allerdings nur beim ganz genauen Hinsehen festzustellen da die Kabine aufgrund der kleinen Fensterfläche selbst bei geöffneter Tür im lauschigen Dämmerlicht lag. Aber nicht nur in dem Funkkoffer musste die Ausstattung geändert werden: Die Fahrerkabine war mit der Original- Sitzbank und –Fahrersitz bestückt. Bequem ist etwas anderes! Neben den Kreuzschmerzen, die durch diese Plastikeumel garantiert waren, war diese Ausstattung auch noch ziemlich eklig: Die Bezüge waren aufgerissen und ließen freizügige Blicke auf die Schaumstoffpolsterung zu. Anforderungen an den Ausbau Soweit die Ausgangssituation für die Planung des Ausbaus haben wir zu allererst die Punkte aufgeschrieben, die die neue Ausstattung erfüllen musste. Dabei war es zunächst mal uninteressant, ob und wie das alles verwirklicht werden sollte. Diese Liste war einfach eine vollständige Aufstellung unserer Wünsche Abstriche macht man bei dem Ausbau dann von ganz alleine: - Mehr Licht - Eine Anordnung der Möbel, dass man durch den Koffer laufen kann, ohne jedes Mal an der selben Ecke mit dem kleinen Zeh hängen zu bleiben - Ein Badzimmer mit Toilette und warmer Dusche (absolutes K.O.-Kriterium für mich!) - Ein Doppelbett, das man auch getrost so nennen kann. Man sollte sich in ihm drehen können, ohne dabei den anderen an die Wand zu quetschen oder aus dem Bett zu fallen. Also: Breite der Liegefläche pro Person von mindestens 60 cm - Eine lichte Höhe von mindestens 185 cm vor der Spüle und Herd, damit man nicht gebückt wie Quasimodo kochen und abspülen muß - Ein Esstisch, an dem zur Not auch mal mehr als nur zwei Leute Platz haben - Platz für einen Kühlschrank und eine Waschmaschine - Ausreichend Stauraum für Vorräte, Gepäck und Bettwäsche - Eine Steckdose für den Laptop und Fön, die auch benutzt werden kann, wenn man nicht auf einem Campingplatz mit Stromanschluss steht - Frischwasser im Aufbau Ganz schön herausfordernd, oder? Aber: Bis auf die Waschmaschine konnten wir tatsächlich alles umsetzten. Der Ausbau Die Punkte 1 und 4 konnten wir zusammen erschlagen, indem wir die Klappe für den Notausstieg entfernt und einen Aufbau auf die Luke setzten. Ursprünglich hatten wir eigentlich vor, den Aufbau in diesem Bereich aufzusägen und so den „Stehbereich“ noch zu vergrößern nur leider waren keine Konstruktionspläne für den Funkkoffer zu bekommen. Folglich wissen wir bis heute nicht, wo die tragenden Streben des Koffers verlaufen. Mit einer Trennscheibe bewaffnet einfach mal blind loszulegen das war uns dann doch zu heikel. Und eigentlich ist die 50 100 cm große Öffnung des Notausstiegs auch groß genug man muß nur die Raumplanung geschickt unter diese Glocke legen... Der erste Aufbau war ein simpler Kasten aus Plexiglas, der zum Zweck der Belüftung leicht angehoben werden konnte. Als Interimslösung gar nicht mal schlecht aber doch mit zu vielen Nachteilen: Das Plexiglas bildet eine perfekte Kältebrücke. Bei einer Außentemperatur von unter 10 Grad kann man im Inneren direkt fühlen, die die Wärme über dieses Fenster verschwindet. Und so richtig ungemütlich wird es, wenn man mehrere Stunden geschlafen hat: Dann bildet sich Kondenswasser, dass nach unten tropft. Ein prima Wecker, da sich das Bett unter dem Aufbau befindet! Apropos Bett: Wir sind gewohnt, dass es nachts zur Schlafenszeit dunkel ist und das ist im skandinavischen Sommer nun mal nicht der Fall. Daß der Plexiglaskasten kein Rollo hatte war da doch sehr störend... Außerdem: Beim Kochen bildet sich in dem doch recht kleinen Koffer sehr schnell dichter Nebel und durch den kleinen Belüftungsschlitz zieht der nicht vollständig ab. Deswegen wurde er durch einen Aufbau ersetzt, der das N o t a u s s t i e g s l o c h umschließt und darüber hinausgeht. Damit haben wir jede Menge Stauraum gewonnen: ein Fach für die Bettwäsche und Regale für Bücher befinden sich in dem Aufbau. Und für Licht und Luft sorgt ein Campingfenster, das mit einem Verdunklungsrollo und einem Moskitonetz ausgestattet ist, und komplett geöffnet werden kann. Aber nicht nur das neue Fenster sorgt für mehr Licht: Bei dem Ausbau haben wir dunkle Farben vollständig vermieden. Der Rahmen der „Möbel“ wurden aus einem Profil-System gebaut, dass aus Alu besteht. Mit tatkräftiger Hilfe des besten Schwiegervaters von allen wurden so die “Möbel” mass-angefertigt. Eigentlich ist das System für den Aufbau von Industriearbeitsplätzen gedacht aber den Oberflächen sieht man das wirklich nicht an. Die Fronten bestehen aus weißem Laminat aus dem Bauhaus, dass auch auf dem Boden verlegt wurde. Die helle Gestaltung des Innenraums sorgt dafür, dass der Funkkoffer von innen größer wirkt als von außen. Die Anordnung der Möbel war entscheidend darüber, ob und welche der Punkte in der Liste erfüllt werden konnten. Wir haben uns die folgende Anordnung entschieden: Der Grundriss des ausgebauten Koffers Damit in dem Badezimmer gleich links neben der Eingangstür auch die nötige Lüftung vorhanden ist, wurde eine der Klappen vollständig entfernt und durch Kunststofffenster mit Alurahmen ersetzt. Die untere Klappe wird als „Wartungsöffnung“ für den Flüssigkeitsbehälter der Chemietoilette benutzt. Das Bad ist vollständig mit weißem Plexiglas ausgekleidet, so dass Spritzwasser keinen Schaden anrichten kann. An der Wand zur Küche sind Aluschellen angebracht, in die eine kleine Wäschespinne eingehängt werden kann. Dort lüften während des Tages unsere Handtücher aus und beim Duschen zieht die Wäschespinne auf die Spüle um, so dass man beim Verlassen des Bades sofort das Handtuch greifen kann. Bedingt durch die geringe Höhe des Koffers und der leichten Schrägung des Daches an der Seite des Unimogs kann man natürlich nicht stehend duschen. Dafür setzt man sich in die Duschwanne – wo für die ganz Bequemen ein kleiner Hocker wartet. Wenn man die Toilette benutzt, stehen die Füße auf dem Rand oder in der Duschwanne. Kein Problem da die Wanderschuhe prinzipiell im Inneren ausgezogen werden. Und Socken können die Wanne nicht beschädigen. Auf der rechten Seite neben der Tür ist der Kühlschrank untergebracht. Zwar ist der Weg zwischen Herd und Kühlschrank dadurch recht groß aber so kann man den Kühlschrank vom Eingang des Unimogs aus befüllen oder leeren. Und da bei warmen Wetter draußen gekocht wird ist dies sehr praktisch. Die „Küche“ steht quer im Raum so dass man vom „Stehbereich“ unter dem Notausstieg kochen und spülen kann. Außerdem fungiert sie quasi als Raumteiler, was dafür sorgt, dass der Innenraum nicht wie ein langer schmaler Tunnel wirkt. In ihr ist Wasserpumpe, Boiler und Mischer für das Duschwasser und die beiden Wassertanks versteckt. Eigentlich waren die beiden Tanks nur ein Notbehelf: Den Tank, der groß genug gewesen wäre um ca. 200 Liter Wasser zu fassen, hätten nur dann unter der Spüle gepasst, wenn wir sie komplett auseinandergebaut und sie um den Tank herum wieder aufgebaut hätten. Hätte man eventuell einmal machen können aber da wir vor jedem Urlaub die Tanks ausbauen und gründlich säubern, ist das einfach zu viel Aufwand. Und daher wurden zwei kleiner Tanks eingebaut, die durch die Tür der Spüle heraus genommen werden können. Im Nachhinein hat sich das als Glücksfall erwiesen: Wir haben für Afrika für jeden Tank einen separate Installation, die erst an dem Abwassertank unter der Eingangstür wieder zusammen führen. Der große 110 Liter Tank fasst nun das Brauchwasser für die Toilette und Dusche. Der kleinere 90 Liter Tank wird mit Trinkwasser befüllt und ist an die Spüle angeschossen. Dazu ist dieser Tank mit einer kleinen Tauchpumpe ausgestattet. Der Abwasch kann trotzdem mit warmen Wasser aus der Brauchwasser- Installation gemacht werden: Der Schlauch der Dusche ist lang genug, so dass er auch in die Spüle gehängt werden kann. So müssen wir nicht teueres Trinkwasser für die Toilette verschwenden und können an jeder Tankstelle Wasser auffüllen, ohne uns Gedanken über die Wasserqualität machen zu müssen. Die „Küche“ besteht aus einer Spüle-Herd-Kombination aus Edelstahl. Jeweils eines der beiden Felder kann durch ein Tablett abgedeckt werden, dass aus Alurahmen und Laminat besteht und in eine Laufschiene eingehackt ist, so dass es hin und her verschoben oder ganz entfernt werden kann. Für die Fahrt wird es über dem Herd mit einer Flügelmutter arretiert. Damit der Wasserhahn in der Spüle nicht im Weg ist, kann er nach unten abgeklappt werden. Das ganze ist sehr praktisch: Beim Kochen liegen die Zutaten direkt neben dem Herd und beim Spülen kann das nasse Geschirr auf dem Herd abgelegt werden. Die Gasflasche für den Herd befindet sich in einer der Boxen an der Außenseite unter dem Koffer. Direkt neben der „Küche“ befindet sich die Sitzecke, die in das Doppelbett verwandelt werden kann. Die Sitzbank bildet einen Teil davon. Sie enthält noch immer die Dieselheizung, die Batterien für die 12V- Stromversorgung und zusätzlich unter den Polstern noch einige Staufächer. Der gegenüber liegende Hocker ist fest mit der „Küche“ verbunden und dient unter dem Polster ebenfalls als Stauplatz für Konserven, Flaschen u.ä.. Eine Seite des Tisches wird an einer der Aluleisten direkt unter dem kleinen Seitenfenster eingehackt die andere Seite wird durch ein abklappbares Tischbein gehalten. Über dem Tisch befinden sich zwei drehbare Lampen. Zwar verfügt der Koffer über eine Deckenlampe aber zum Lesen ist diese zu unbequem, da sie über das Schalterfeld der Bundeswehr unter dem Tisch geschaltet wird. Diese beiden Lampen können je nach aktuellem Bedarf als Arbeitsleuchte oder als Nachttischlampe genutzt werden. Vorteilhaft ist auch die Wechselschaltung des Deckenlichts. Ein Schalter befindet sich am Eingang, der andere im vorderen Teil. In der Nacht bilden der Tisch, der Hocker und die Sitzbank einen Teil der Liegefläche. Der restliche Teil wird aus Brettern zusammengesetzt, die vor der Sitzbank stehen. Damit sie aufgelegt werden können, wird der Durchgang zwischen der „Küche“ und den Regalen auf der rechten Seite durch eine Alustrebe verbunden. Die Matratze setzt sich aus den Sitzpolstern zusammen. Zwischen den Regalen und der gegenüberliegenden Wand entsteht so eine 150 cm breite und 180 lange Liegefläche. Ausreichend für mich aber mein Mann ist leider größer... Für ihn wurde die Liegefläche ausreichend verlängert, indem das Regal über der Sitzbank nicht vollständig bis auf die Sitzbank hinunter reicht. Dort liegen während des Tages die Polster, die nur für die Matratze benötigt werden und während der Nacht steckt er die Füße in das ca. 20 cm hohe Lo ch. So gewinnt die zweite Doppelbetthälfte noch eine Länge von 30 cm hinzu. Der Bettenumbau klingt kompliziert???!? Naja - ist er ehrlich gesagt auch...... In den 10 Minuten (gefühlt: 2 Stunden) sollte nur eine Person in dem Koffer sein. Jeder andere steht garantiert die ganze Zeit im Weg rum. Und: Man sollte jeden Handgriff und die Choreografie genau kennen - sonst dauert das Bettenmachen auch schon mal doppelt so lang. Wenn Ihr Euch das mal ansehen wollt, dann schaut mal in das Video rein. (Tip: Lautprecher anmachen!) Die ganze rechte Seite des Koffers besteht nun aus einer Regalwand. Hier ist ausreichend Platz für Vorräte, Gepäck und Krimskrams. Die Regale sind durch Türen abgeschlossen, die durch Magnetverschlüsse zugehalten werden. Da dies auf holperigen Pisten nicht immer zuverlässig funktioniert, umwickeln wir die gegenüberliegenden Türgriffe mit Haargummis. Man sieht diese „Sicherung“ kaum und sie funktioniert sehr effektiv. Leider ist sie nur für die Türen möglich und die Regalfront enthält auch einige Klappen. Diese werden wenn wir eine holperige Fahrt erwarten mit Metallhacken arretiert, die an den quer verlaufenden Leisen angebracht sind. Im Falle eines Falles kann man sie so drehen, dasss die Klappen nicht mehr aufgehen können. Der Aufbau Licht von oben beutet, dass das Innere der Kabine erheblich heller wird. Die Bundeswehr hatte im Dach zwar einen Notaustieg eingebaut - aber die war aus Metall und natürlich nicht durchsichtig. Mit diesem vorhandenen Loch im Dach haben wir experimentiert. Bei der ersten Tour in Island haben wir auf diesen Notausstieg einen Haube aus Plexiglas gesetzt - und plötzlich war es taghell in der Kabine! Zusätzlicher Vorteil: Da wir beide eher klein sind, konnten wir vor dem Herd aufrecht stehen. Die Haube konnte ein kleines Stück aufgestellt werden, so dass wir nach dem Kochen lüften konnten. Das hat prima funktioniert - bis zur nächsten Tour! Die fand im Mai bei teilweise strahlendem Sonnenschein in den Alpen statt. Wir sind in der Kabine fast eingegangen, weil die Sonne während des ganzen Tages durch die Dachöffnung hindurch die Kabine aufgeheizt hat. Abends wurde es zwar kühler - aber wir konnten die Haube nicht so weit öffnen, dass die Wärme nach oben entweichen konnte. Eine andere Lösung musste her: Die Plexiglashaube wurde duch eine isolierte Metallbox ersetzt. Sie ist etwas größer, als die erste Haube und deckt nicht nur den ehemaligen Notausstieg, sondern auch einen Teil des Daches ab - was für zusätzlichen Stauraum auf dem Dach sorgt, in dem jetzt das gesamte Bettzeug während des Tages verschwindet. Für Licht sorgt ein Panoramafenster für Camper, welches komplet geöffnet werden kann- Damit weder kleine fleigende Qäalgeister noch unerwünschte Sonnenstrahlen eindringen können, kann das Fenster wahlweise mit einem Insektengitter oder einer isolierenden Blende geschlossen werden kann. Zuerst hatte ich heftige Bedenken gegen diesen Aufbau. Ich fand ihn einfach nur hässlich! Aber schon nach der ersten Tour war ich begeistert. Allerdings hat er auch Nachteile: Die afrikanische Sonne hat das Plastikfenster ziemlich schnell zerstört, so dass es ersetzt werden musste. In Afrika haben wir immer wieder Abdeckungen für die Windschutzscheibe auf und um das Fenster gewickelt, damit das Plastik nicht so schnell zerstört wird. Da das Fenster mittlerweile erneut kaputt und nicht mehr erhältlich ist, kann es nicht mehr ersetzt werden - und wir sind auf der Suche nach einer neuen Lösung. Auch bei der Suche nach Schatten ist der Aufbau nicht besonders hilfreich. Wir brauchen immer einen hohen, stabilen Baum - weil der Unimog durch diesen Aufbau noch größer geworden ist. Auch bei Einfahrten it einem Tor oder einer Überdachung gibt es regelmäßig Probleme. Da wir höher als ein normaler 7,5- Tonner sind, passen wir regelmäßig nicht unter der Einfahrt durch und müssen Umwege fahren, um den Hintereingang nutzen zu können Abwassertank Das Wasser der von mir dringend gewünschten Dusche muss nach Gebrauch irgendwo hin und final sollte das der Kanal sein und nicht die Natur. Also musst ein Zwischenlager der Abwassertank her. Der sitzt unter dem Einstieg des Koffers, fasst 40 Liter und sieht mit der neuen Lackierung aus, als hätte er schon immer dort gesessen.
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