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Südliches Kaokoveld (NA) Oktober 2014 Es ist ja schon fast peinlich es zuzugeben: Wir waren bisher nur am aller-südlichsten Rand des Kaokoveldes. Entweder hat es kurz vorher heftig geregnet, wir waren mit der Fertigstellung des Reiseführers in anderen Teilen des Landes beschäftigt oder das Carnet mußte erneuert werden. Aber dieses Mal sollte es endlich, endlich wahr werden! Warmduscher Aber zuerst mußte GöGa sich um den Dicken kümmern. Die Duscherei mit dem eiskalten Wasser sollte endlich ein Ende haben! Nachdem wir beim letzten Mal den neuen Boiler am Ende des Urlaubs glücklich in den Händen hielten aber keine Zeit mehr für den Einbau hatte sollte das dieses Mal nachgeholt werden. GöGa hatte sich zwei Tage reserviert und hatte den Boiler schon nach zwei Stunden in unserem Vorratsfach installiert. Leider kam nicht genügend Wasser aus der Dusche. Ein Knick in der Leitung hatte sich genau diesen Moment ausgesucht, um zu verkalken und kein Wasser durchzulassen. Nachdem die Stelle gefunden und begradigt war, hatten wir schon am Ende des ersten Tages wieder warmes Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung. Der neue Boiler kann mit 220V betrieben werden, kann aber auch durch die Lichtmaschine mit Strom versorgt werden. Wir müssen nur daran denken, ihn während der Fahrt einzuschalten. Einziger Nachteil: Wir müssen auch daran denken, daß wir ihn nach der Ankunft wieder abschalten da er an den Starterbatterien hängt und die könnten von dem Boiler leergesaugt werden. Dann stehen wir irgendwo in der Pampa, haben warmes Wasser zu Duschen könnten aber nicht mehr wegfahren…. Das hat mir schon ein paar Sorgen gemacht besonders, weil wir in der letzten Zeit ein wenig schusselig geworden sind. Ich habe so lange gequengelt, bis GöGa die Boiler noch einmal neu angeschlossen hat und jetzt hängt er mit an dem Schalter, mit dem wir die gesamte Elektrik in der Fahrerkabine einschalten und den wir immer direkt nach der Ankunft ausschalten. Leider gab es auf der Tour trotzdem Abende, an denen wir nur mit kaltem Wasser duschen konnten. Nicht, weil der Boiler nicht richtig funktioniert, sondern weil vergessen haben, ihn anzuschalten… Weitere Verzögerungen Nachdem wir dann noch einen Tag lang den Mog geputzt, um- und eingeräumt hatten, wären wir startbreit gewesen wenn unser Starter keine Probleme gemacht hätte. Es ist uns schon bei der letzten Tour aufgefallen, daß der Anlasser komische Geräusche von sich gibt und der Motor nicht mehr so prompt startet aber irgendwie hatte sich das wieder selbst geheilt. Dachten wir zumindest aber die Pause von mehreren Monaten hat dem Dicken nicht gut getan. Aber was wäre ein Trip durch Namibia ohne vorherigen Werkstattbesuch? Man soll mit alten Traditionen nicht brechen…. Leider stellte sich heraus, daß unser Anlasser gewechselt werden mußte und natürlich mußte der neue erst einmal bestellt werden. Das bedeutete noch eine Nacht Zwangsaufenthalt in Windhoek. Am nächsten Morgen erwartete uns der Dicke schon außerhalb der Werkstatt und schnurrt wieder wie ein Kätzchen! Jetzt nur noch tanken und dann geht es los Richtung Norden…. Wir sind ungefähr 10 cm weit gekommen. Die Tanksäulen sind in Namibia oft von niedrigen Betonblöcken umgeben, damit sie von unachtsamen Autofahrern nicht umgefahren werden. GöGa wollte dem Auto an der benachbarten Tanksäule ausweichen, dessen Autotür sperrangelweit offen stand und hat dabei einen dieser Klötze mit dem Tank gerammt. Der Tank war nach dieser Aktion ziemlich verschrammt aber noch dicht. Trotzdem: Sicherheitshalber sind wir direkt umgekehrt und haben den Tank überprüfen lassen. Nach weiteren 30 Minuten heftigem Daumendrückens meinerseits konnten wir endlich! endlich! endlich! losfahren. Verluste Auch dieses Mal ging es nicht ganz ohne Verluste ab. Die größte Enttäuschung war GöGas neues Spielzeug: Eine kleine Kamera, die die Fahrt aufzeichnen sollte. Die hat zwar funktioniert konnte aber entweder filmen oder den Ton zu der Szene aufnehmen. Beides zusammen ging nicht. Scheißteil!!! Als nächstes wollte unsere Bordkommunikation nicht mehr mitspielen. Mit dem Kopfhörer plus Mikro mussten wir nicht mehr gegen den Fahrtlärm in Unimog anschreien. Unterhaltungen waren so viel einfacher… Zumindest bis bei mir nur noch Rauschen ankam. Überprüfen der Steckverbindungen half nur bedingt. Als ich mir den Kopfhörer mal genauer anschauen wollte, blieb er im Stirnband hängen…. Der Grund war schnell gefunden: Durch die Schlitze im Ohrteil kam ein dünner Draht raus. Kein Wunder, daß das Ding nicht mehr richtig funzt! Der Weg ist das Ziel Wie zu erwarten war, sind wir in diesem Urlaub sehr viel 4x4-Tracks gefahren. Der Unterschied zu unseren bisherigen Touren war nicht nur die Qualität der Pads… Bisher sind wir immer von einem Punkt zu einem anderen gefahren, weil wir uns dort etwas ansehen wollten. Gezwungenermaßen waren wir jetzt deutlich langsamer unterwegs und haben jetzt deutlich mehr Interessantes auf dem Weg gesehen. Es war eigentlich egal, wann wir ankamen wenn wir wollten, haben wir einfach eine Zwischenübernachtung mitten auf dem Weg eingelegt. Zum aller ersten Mal hatten wir genug Zeit dafür. Natürlich mussten wir unsere geplante Tour dadurch ein wenig verkürzen. Aber auch zum allersten Mal - hatte ich nicht das Gefühl, daß wir dadurch etwas verpassen. Die Tage im Kaokoveld waren so ereignisreich, daß ich noch mehr Eindrücke gar nicht mehr hätte verarbeiten können. Tatsächlich mußte ich die Erfahrung machen, daß mein Körper einen Not-Ausschalter hat. Am späten Nachmittag eines sehr elefanten- intensiven Tages, an dem ich nur 3 Kekse, zwei Flaschen Wasser und eine Cola in mich hineingekippt hatte, ging plötzlich gar nichts mehr. Ich war vorher zirka eine Stunde auf einer Pad gefahren, die eigentlich keine Straße sondern eher eine versuchte Körperverletzung war. Nachdem GöGa wieder übernommen und stolz verkündete, daß es nur noch 3 Stunden bis zum Ziel sind, vielen mir plötzlich die Augen zu. Ich konnte nur noch mitteilen, daß ich auch nur eine halbe Stunde vermutlich nicht mehr überleben würde, als bohrende Kopfschmerzen Kommunikation, Hören und Sehen unmöglich machten. Mein GöGa hat den nächsten größeren Baum in einem Flussbett angesteuert, alles Greifbare mit möglichst hohem Zuckeranteil in mich reingestopft und mich wieder zum Leben erweckt. Und als wir dort standen, sind wir gleich über Nacht geblieben. Auch er hatte keine Lust mehr auf weitere 3 Stunden Holperpiste….. Wüstenelefanten Meine Wunschtour im Kaokoveld waren die beiden am meisten genutzten Wanderwege der Wüstenelefanten – der Hoanib und der Hoarusib – ein ganz wichtiger Bestandteil. ICH! WILL! WÜSTENELFANTEN! SEHEN!!!! Dieser Wunsch sollte mir erfüllt werden. Von anderen Reisenden hatte wir gehört, daß wir nach den ersten Kilometern Tiefsand nur sandiger Kies befahren müssen. Durch den sandigen Bereich waren wir durch deswegen wollten wir mitten auf der Pad den Reifendruck wieder ein wenig erhöhen. (Nur damit keine Verwirrung bei den erfahrenen Kaokoveld- Reisenden aufkommt: Die Information „kiesiger Sand“ war vollkommener Nonsens! Wir hatten abwechselnd Sand und tieferen Sand auf der Pad.) GöGa hat sich um die Reifen gekümmert und ich schlenderte um den Mog rum und habe versucht, die tierischen Beobachter rechtzeitig zu erkennen, um ihn im Falle eines Falles warnen zu können. Zuerst kam nur eine Herde Springböcke vorbei. Wir kannten uns schon die Jungs haben mit uns zusammen am Vorabend diniert. Mein Job wurde damit einfacher. Solange die Springböcke in ziemlich geringem Abstand zu uns in aller Ruhe mampfen, war auch kein ungebetener Besucher in der Nähe… Anders sah es allerdings aus, als die Springböcke mit einem Alarmstart das Weite suchten. Ich trieb GöGa zur Eile an (was wie immer auch dieses Mal keinerlei Effekt hatte) und rannte hektisch in konzentrischen Kreisen um den Mog herum. Bis der Grund für die Flucht auf mich zukam: Eine Herde Wüstenelefanten! Da sowohl die kleinen als auch die großen Dickhäuter völlig entspannt schienen, habe ich die Kamera heraus geholt und versucht, ein Bild mit Unimog und Elefanten zu schießen. Hat leider nicht funktioniert bei dem nötigen Weitwinkel waren die Elefanten fast nicht zu erkennen… Und weil sie so klein waren, ist mir völlig entgangen, daß die Leitkuh jetzt sehr entschlossen auf uns zukam und gar nicht mehr entspannt aussah. Ich konnte nur noch schnell von der Fahrerseite auf die Beifahrerseite rennen und in den Mog hüpfen, bevor sie ihrem Unmut deutlich Ausdruck verlieh. GöGa wich zur Seite aus aber trotzdem kamen diese 5 Tonnen schlechte Laune mit ausgestellten Ohren weiter auf uns zu. Zu mindestens so lange, bis wir unsere Geheimwaffe die extra laute Fanfare auspackten. Die Leitkuh bleib stehen, sah nicht mehr ganz so selbstbewusst aus aber hielt ihre Position zwischen uns und der nun flüchtenden Herde. Tapferes Mädchen! Ein bisschen schlechtes Gewissen hatte ich schon, daß wir die Bande so erschreckt hatten aber die Hupe kam wirklich erst im allerletzten Moment zum Einsatz. Ehrenwort!!! Nach diesem Erlebnis war ich nicht mehr ganz so versessen darauf Wüstenelefanten zu sehen und ihnen zu Fuß zu begegnen. Bei der nächsten Begegnung hielten wir vor zwei Bullen in großzügigem Abstand und zwar zwei Stunden lang! Die beiden mäanderten den Hoarusib entlang und immer so, daß der Track zwischen ihnen verlief. Mal sind wir ausgewichen, dann haben sie sich nicht an uns vorbei getraut (scheinbar hatte sich unser schlechter Ruf unter den Elefanten schon verbreitet…) bis wir uns endlich ein Herz fassten und an einer breiteren Stelle an den beiden vorbei fuhren. Wir waren noch keine halbe Stunde unterwegs und diskutierten immer noch über die letzte Elefantenbegegnung, als vor uns ein halbwüchsiger Elefant um eine Felsnase herum auf den Track abbog. Oh nein! Bitte nicht schon wieder! Hoffentlich ist der wenigstens alleine!!!! War er natürlich nicht… Minuten später linste die Mamma um die Felsnase herum. Wir verdrückten uns in größerer Hast durch den laufenden Fluß auf die andere Seite der Schlucht. Und dann bleiben die beiden stehen, wo sie waren. Der Kleine auf unserer Höhe und die Kuh an der engsten Stelle an der Felsnase…. Déja vu! Dieselbe Situation wie schon gehabt…. Leider haben die beiden Bullen unsere Geduld schon ziemlich aufgebraucht. Nachdem sich eine viertel Stunde gar nichts bewegte, haben wir beschlossen, daß wir bisher hatte der Untergrund ja auch gut getragen die beiden nicht auf den Track, sondern entlang des Flusslaufes passieren. Der Hoarusib ist im westlichen Teil sumpfig und er hatte genug Wasser um fast über seinen ganzen Verlauf immer wieder an die Oberfläche zu treten. Aber wie gesagt: Bisher sind wir auch gut durchgekommen….. Also los. Tief durchatmen, Mut zusammen kratzen und los fahren. Alles ging gut, bis der kleine Elefant hinter uns war, die Kuh vor uns und nur noch 15 Meter bis zum sicheren Track fehlten. Und dann blieb unser Dicker stecken. !!!! Genau zwischen einer Elefantenkuh und ihrem Kalb!!!!!! Blöder ging es nicht mehr. Difflock rein! Vorwärts ging nichts. Rückwärts ging auch nichts wir saßen unwiderruflich fest!!! Scheiße!!! Wie war das noch gleich mit dem Treibsand in diesem Fluß? Aber: Versinken ist gar nicht mehr unser Problem, wenn die Kuh der Meinung ist, daß wir ihrem Kleinen etwas tun wollen… Das war der Moment, in dem ich festgestellt habe, wo der Ausdruck „Ich mach mir gleich in Hose vor Angst!“ herkommt. Scheinbar ging es nur mir so. GöGa blieb völlig cool, machte den Motor aus der ja jetzt völlig nutzlos war und machte mir klar, daß er rausgeht, Druck von den Reifen ablässt und es dann noch mal probiert. Aber, aber, aber… da draußen sind zwei Elefanten, von denen einer neugierig und der andere potentiell tödlich ist!!! Er hatte ein durchschlagendes Argument: Der Wasserstand hatte bereits unsere Felgen erreicht. Wenn wir noch mal so tief einsinken, dann sitzen wir auf der Achse… Also gut GöGa geht raus und nimmt den Kampf mit Riesenbremsen, tiefen Schlamm und eingesunkenen Reifen auf und ich beobachte unsere anderen beiden Probleme… Gerade als ich mich ein wenig beruhigt hatte, war das Kleinere der beiden Probleme der Meinung, daß er diesen komischen Felsen im Fluß mal genauer untersuchen muß. Ich kann wirklich nicht sagen, wie nah er an das Seitenfenster ran gekommen ist. Für mich sah es so aus, als würde er erst direkt vor dem Mog stehen bleiben. Vermutlich war da immer noch 5 bis 10 Meter Abstand aber ich bin sicherheitshalber auf den Beifahrersitz geflüchtet, den ich mit GöGa teilte. Ihn habe bereits bei der ersten Bewegung des Elefanten zurück in die Fahrerkabine beordert. Das neugierige Kerlchen äugte durch das Seitenfenster, umrundete den Mog, schaute beim Trinken auch noch mal durch die Frontscheibe, verschoss noch einige neugierige Blicke auf uns bis er sich wieder in einen für meine Nerven deutlich gesünderen Abstand verdrückte. Mama interessiert diese Aktion eher wenig. Zum Glück! Hätte der Kleine auch nur einen Quicker abgegeben, hätte sich das schlagartig ändern können. GöGa wollte direkt wieder aus dem Wagen raus was ich nicht wollte, da der Kleine jetzt deutlich näher war. Aber rumsitzen und abwarten war auch keine Option. Vielleicht kommen wir in einer halben Stunde hier gar nicht mehr raus… Der Kompromiss war, daß GöGa auf der anderen Seite des Mogs bleibt und die Fahrertür die ganze Zeit offen war. Nachdem der Druck in 3 Reifen abgelassen war bei jedem auf einen anderen Wert hat GöGa noch Bretter mit Schlamm bedeckt und unter die Reifen geschoben. Motor an, Rückwärtsgang rein – und wir waren frei!!!! Bei der nächsten Gelegenheit sind wir mit unseren jetzt ziemlich dickbäuchigen Reifen geflüchtet. Den Druck der Reifen haben wir auch erst wieder auf einen verträglichen Wert gebracht, als wir schon fast in Puros waren, das Tal des Hoarusib sich stark verbreitert hatte und seit einer Stunde keine Elefanten mehr zu sehen waren…. Altersbestimmung Unser Dicker hat Jubiläum! Nein, er ist schon länger als 10 Jahre bei uns…. Der Kilometerzähler steht nach dieser Tour auf ca. 1.000km. Er ist durch die erste Runde durch. Wir haben wieder einen Neuwagen!!! Tatsächlich schnurrt er immer noch wie ein Kätzchen. Er ist brav stundenlang im 4x4 unterwegs gewesen, hat kein Öl irgendwo rausgespuckt und hat dabei „nur“ 30 35 Liter genuckelt. Wir sind ein paar Leuten begegnet, die die „normalen“ 20 Liter schon für viel hielten. Aber wenn ich mir den Verbrauch von einigen Wohnmobilen auf Asphaltstraßen so ansehe, dann finde ich immer noch, dass unser Dicker sehr genügsam ist. Immerhin wiegt er deutlich mehr als diese neuen, weißen „Säufer“! Ihm scheint die Tour gut gefallen zu haben. Nach diesen ziemlich anstrengenden, holprigen Strecken ist er auch im 8. Gang ganz cool die windhoeker Berge hochgeklettert. Am Anfang der Tour hat er bei diesen Strecken auf den 7. Gang bestanden. Im Gegensatz zu dem Mog sind mir die Strecken nicht ganz so gut bekommen. Irgendwie habe ich mir Rückenprobleme eingehandelt. Es als Hexenschuss zu bezeichnen wäre ziemlich übertrieben aber ein Streifschuss war es durchaus…. Ich laufe jetzt, als wäre ich in den 4 Wochen um 15 Jahre gealtert. Berühmt sind wir sicher nicht aber wir sind auf dieser Tour das erste Mal erkannt worden. Es freut mich total, dass eine Leserin unseres Reiseführers uns in Sesfontein angesprochen hat. Witziger Weise war die Farbe des Mogs nur der erste Hinweis. Sie war sich erst sicher, dass wir wirklich die Autoren des Reiseführers sind, nachdem ihr GöGa über den Weg gelaufen ist. Scheinbar sind mehr Fotos von GöGa als von dem Mog im Buch drin….
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